Die Liebe zum Tier begleitet mich mein ganzes Leben. Bereits in jungen Jahren begann ich meine Ausbildung zur Tierpflegerin. Mit den Studien der Tiernaturheilkunde und der Biologie erweiterte ich meinen Horizont. Ich durfte vieles sehen und lernen, manches fühlte sich gut an, vieles nicht. Bei meiner ersten eigenen Stute stieß ich, trotz der ganzen Erfahrungen, an meine Grenzen. Nichts „funktionierte“. Einiges haben wir probiert und kombiniert, bis sich der (für uns!) richtige Weg auftat. So brauchte es ca. sieben Jahre, um freies Galoppieren zu lernen (in der Herde). Nach weiteren sieben Jahre fällt Huldi in der Herde nicht mehr auf !
Intrinzen inspiriert mich seit 2016 und hat sehr viel in meinem Leben verändert. Doch was steckt hinter Intrinzen (inspiriert)? Das Wort Intrinzen setzt sich zusammen aus intrinsisch und Zen. Es geht um Motivation und Bewegung - auf den Grundlagen aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse. Die intrinsische Motivation ist eine Motivation von innen heraus (ohne äußere Einflüsse). Wichtig zu wissen ist, dass das Extrinsische (äußere Einflüsse) das Intrinsische hemmen kann. Achtung also mit Erwartungen, Plänen etc. Auch der Klicker wirkt hemmend, ist aber nötig und hilfreich, und wird hier nicht im klassischen Sinne eingesetzt! Den nicht weniger wichtigen Teil macht das Zen aus. Es steht hierbei für die innere Stärke und die Natur –, für mich persönlich auch für die von der Natur gegebenen Kräfte. Diese gilt es zu erhalten, zu erwecken, zu nutzen und zu genießen. Der Ursprung von Intrinzen liegt in den USA und auf Island, in Kathy Sierra und in Steinar Sigurbjørnsson, in der Wissenschaft und in der Natur. Öffentlich zugänglich gab es zunächst drei kostenlose E-Books und einen Online Kurs – „Projekt Proprius“. Es folgten viele Videos, Posts und der Pain Science Kurs von Kathys Seite, Live-Kurse, Unterricht an der Hochschule Hólar, auf Island und inzwischen auch Online Kurse von Steinars Seite. Der Wunsch war es, etwas zu kreieren, womit „Muggel“ etwas an der Hand haben, um ohne Abhängigkeit durch Trainer oder Experten, sich selber (auf wissenschaftlicher Basis), weiterzuentwickeln und damit sich und ihren Pferden zu helfen. Leider liegt diese Art des Lernens bei weitem nicht jedem. Einige möchten zumindest ein wenig an die Hand genommen werden. So auch mit den Pferden: Ja, sie sollen ausprobieren und sich aus sich selbst heraus entwickeln (intrinsisch), aber kleine Tipps dürfen wir schon geben. Sonst warten wir recht lange. So meine Meinung und Erfahrung. Crunch und Panther Walk müssen wir in den Ansätzen zunächst auch erklären und formen. Bitte immer so wenig wie möglich, aber der eine braucht mehr Unterstützung, der andere weniger. Daher wünsche ich mir auch sehr, dass es wieder leichter wird, einen Einstieg zu finden. Ein neues Projekt Proprius oder den einen oder die andere, der/die - uns an die Hand nimmt. Nehmen darf, ohne dafür angeprangert zu werden. Denn das Projekt Proprius wurde für immer geschlossen.
Warum nennen wir es nun Intrinzen inspiriert? Nach dem bedauerlichen Bruch (2019/2020) zwischen Kathy und Steinar, soll der Begriff Intrinzen nur noch von Kathy genutzt werden. Es fühlte sich zunächst so an, als müsse man sich (wie ein Scheidungskind), entscheiden auf wessen Seite man stehen möchte. Ich habe es auch als Bruch in der Gemeinschaft empfunden. Da in mir beides steckt – der große Wissensdurst und die Natur –, wollte und konnte ich mich einfach nicht entscheiden. Ich ging bei Kathy mit, weiter zu ihrem Pain Science Kurs und organisierte weiterhin Kurse mit Steinar. Für mich sind die zwei in Kombi einfach das Größte gewesen und da es keine Kombi mehr gibt, folge ich beiden. Denn es geht nicht um mich oder die beiden, sondern um das große Ganze – das Wohl der Pferde. Intrinzen inspiriert bedeutet für mich, mit möglichst wenig Druck, dem Pferd Stolz, Selbstbewusstsein, und Spaß an der Bewegung zu vermitteln, während dabei Autonomie gelehrt, unterstütz und respektiert wird. Die Pferde fühlen sich (ganz nebenbei) immer wohler, werden immer grösser und stolzer. Das Leben macht (wieder) Spaß! Es geht nicht darum, was wir in der Zeit erreichen, in der wir „trainieren“, sondern wie können wir das Leben der Pferde nachhaltig verändert? Welchen Nutzen hat das Erlernte für die restlichen 23 Stunden? Wie steht das Pferd in der Herde? Wie kann es sich auch den Rest des Tages gesund bewegen und dabei einfach gut fühlen? Genau hier liegt der Unterschied: ob ich ein Pferd in eine Haltung zwinge (durch Ausbinder, Gerte und Co.) oder es manuell in eine Position bringe (das Vorderbein aktiv nach vorne ziehe), sobald ich loslasse, den Ausbinder abmache, es verändert sich nichts für die restlichen 23 Stunden. Das Pferd kann das „erzwungene“ Bewegungsmuster nicht selbständig ausführen und somit hat das „Training“ in meinen Augen seinen Zweck verfehlt. Das Pferd braucht die Chance, die Bewegung selber zu entwickeln und zu erfühlen, nur dann kann es sie nachhaltig und selbständig einsetzen. Es ist spannend zu beobachten, was sich Tag für Tag verändert, ganz nach dem Motto: der Weg ist das Ziel! Und hier liegt der Unterschied zum klassischen Klickertraining: Wir belohnen das Bemühen, Ausprobieren und Anbieten. Das Pferd wird immer kreativer und erfinderischer. Dennoch (wie oben erwähnt) müssen wir einen Anfang finden. Die ersten Schritte sind der sogenannte Crunch, der Rumpf wird stabiler, das Pferd stolzer und die Beine können in der Folge besser unabhängig voneinander bewegt werden. Woraufhin der sogenannte Panther Walk folgt und das im Crunch Erlernte weiter in eine möglichst fließende, katzengleiche Bewegung umgesetzt werden kann. Bei beidem geht es mehr um die Selbstwahrnehmung und das Bewusstsein, als um die Bewegung selbst. Der Neurologische Effekt ist es was dem Ganzen die Krone aufsetzt. Intrinzen wird nicht als Training bezeichnet, sondern als Philosophie, denn eigentlich steckt noch mal mehr (als das bereits genannte), sehr viel größeres und tieferes dahinter. Es geht nicht bloß um Klicker und Kekse, Poolnudeln und Matten. Für mich geht es um die Auseinandersetzung mit dem Pferd als Lebewesen, der Gesellschaft und was daraus geworden ist. Wo finden wir noch Motivation und Spaß? Was können wir verändern und was (wen) können wir erreichen. Würde es uns nicht allen guttun, wenn wir achtsamer miteinander umgehen würden, Respekt gewähren und ohne Gewalt handeln könnten?