Tanja Riedinger

Bockende Ponys? Am Liebsten schnappte ich mir schon damals die wildesten Exemplare, die sonst keiner reiten wollte. Nach meiner Schaukelpferdzeit erweiterte ich meine ersten Reiterfahrungen auf den frechen Shettys. Dabei überwiegten nicht selten die Gesetze der Schwerkraft und Massenträgheit. Des Öfteren lag ich im Sand, doch genau dadurch habe ich gelernt, nach einem Fall immer wieder aufzustehen.

Im Jahre 2010 kaufte meine Mutter eine 3-Jährige Andalusierstute aus der Reitstunde heraus. Zu diesem Zeitpunkt war ich elf Jahre alt. Die folgenden Jahre mit Estella waren voller Erlebnisse und sehr prägend für mich und in meiner Arbeit mit den Pferden. Schon früher habe ich davon geträumt, einmal komplett frei mit einem Pferd arbeiten zu können. Bei Auftritten von tollen Pferdemenschen kamen mir fast die Tränen. Ich war so fasziniert, was mit den Pferden alles möglich ist! Pustekuchen – Es sieht einfacher aus als es ist.

Meine doch ziemlich eigenwillige Andalusierstute Estella zeigte mir deutlich, was sie von meinen Vorstellungen hielt. Weder in der Dressur, noch in der Freiheitsdressur lief es wirklich gut. 2013 diagnostizierte der Tierarzt Spinale Ataxie und erklärte sie somit als unreitbar und gefährlich. Kein Trainer wollte die Verantwortung übernehmen uns noch weiter zu trainieren. Was nun? Es kam für uns nicht infrage, unser erst 5 - jähriges Pferd einfach aufzugeben.

Doch wie sagt man so schön: „Wenn sich eine Tür schließt, dann öffnet sich eine Neue“. Wir fanden eine lizensierte Trainerin für klassische Dressur nach der L‘ecole de légèreté von Philippe Karl. Sie zeigte uns komplett neue Wege. Schritt für Schritt erarbeiteten wir uns die korrekte Dehnungshaltung, Seitengänge und erste versammelte Lektionen. Mit der guten Gymnastizierung veränderten sich ihr Körper und ihr komplettes Gangbild, genauso wie auch ihre Einstellung zur Arbeit ins Positive. Dieser Prozess war und ist für mich ein äußerst prägendes Erlebnis.

Neben einer guten Grunderziehung und vielseitigen Arbeit, ist mir eine solide Dressurausbildung im Sinne des Pferdes extrem wichtig. Jedes Pferd ist individuell – ich finde es sehr spannend, mit verschiedenen Pferden zu arbeiten. Es gibt keine strikte Methode, sondern es ist jedes Mal eine neue, spannende Erfahrung. Inzwischen habe ich schon mit vielen anderen Pferden gearbeitet, unter anderem auch erfolgreich mit sogenannten „Händler- und Problempferden“. Ruhe, Konsequenz, Respekt und Liebe vor dem Lebewesen Pferd sind mir bei dem Zusammensein mit den Pferden wichtig. Ich will mich jederzeit auf mein Pferd verlassen können, ob bei einer Show oder einfach beim Ausreiten.

So viel zu meiner „ruhigen Seite“. Zugegeben liebe ich es, neue, verrückte Dinge auszuprobieren. Ob mit oder ohne Pferd. Handstandüberschlag, Rückwärtssalto oder stehen auf einem galoppierenden Pferd – solange es nicht auf Kosten des Pferdes geht, bin ich für so etwas immer zu haben! Das Leben ist ein Abenteuer, oder?

Für mich war es dieses Jahr ein Geschenk, Zeit mit Naira, „meinem“ Mustang des Mustang Makeovers 2017 zu verbringen.

Sie hat mich aus meiner Komfortzone geholt, mir neue Wege gezeigt und mir die Selbstreflexion gelehrt – mit ihr konnte ich wachsen.

Der Gedanke, Zeit mit einem so wundervollen Tier und all den inspirierenden Menschen beim MMOG 2018 zu verbringen, daran zu wachsen, erfüllt mich mit einer großen Dankbarkeit. Ich kann es kaum erwarten!

 

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